Update zu Rohstoffmärkten – Globale Markteinflüsse

Interview mit dem Heytex-Management zur aktuellen Marktsitutation. Okt 2021

Globale Markteinflüsse auf die Lieferketten für Produzenten technischer Textilien.

 

Fabian Kampsen und Robert Lerch vertreten die Geschäftsführung der Heytex Group. Fabian ist ein „home grown“ Heytex Manager und seit 2020 in der Position des Commercial Director. Robert kam vor ca. 4 Jahren als Global Procurement Director zu Heytex und kann auf Erfahrungen aus diversen internationalen Einsätzen in unterschiedlichen Industrien zurückblicken.  Beide setzten sich mit Blick auf die aktuelle Marktsituation für Technische Textilien zusammen, um die aktuellen Entwicklungen zu reflektieren.

 

 

Fabian: Hallo Robert, als wir vor 4 Monaten unser letztes Interview geführt haben sagtest Du „Es bleibt spannend!“.
Rückblickend auf diese Aussage, wie „spannend“ ist es tatsächlich geworden?

Robert: Hallo Fabian, in der Tat sind dies die spannendsten und herausforderndsten Zeiten, die ich in meiner langjährigen Laufbahn je erlebt habe und um dies bereits vorwegzunehmen, es wird ähnlich herausfordernd bleiben!
Neben weiter steigenden Einkaufspreisen sind die Verfügbarkeiten jeglicher Rohstoffe zurzeit die größte Herausforderung, die wir bislang gut meistern und keinerlei Produktionsausfälle verzeichnen müssen.

Fabian: Bei uns in den Medien sind die aktuellen Engpässe in der Stromversorgung in China wenig
präsent. Was hat dies für Hintergründe und vor allem Auswirkungen auf die Lieferketten für technische Textilien?

Robert: Durch reduzierte Verfügbarkeit an Energieträgern, in erster Linie Kohle für die Kraftwerke und durch Umweltschutzmassnahmen, hat die chinesische Regierung Allokationen der Energiemengen verfügt. Dies führt in der Konsequenz zu Lieferengpässen bei der Versorgung von Garnen und textilen Trägern da Hersteller nicht ihre kompletten Produktionskapazitäten abrufen können. Die Garnhersteller müssen aktuell mit mindestens 30% weniger Kapazität planen. Die Versorgungsengpässe kann Heytex aufgrund von Pufferlägern auffangen, allerdings erhalten wir fortlaufend Preisanpassungen, die das deutlich reduzierte Angebot bei überproportionaler Nachfrage widerspiegeln.

Fabian: Aufgrund der Entwicklungen der Rohstoffkosten mussten wir unsere Verkaufspreise bereits unüblicherweise stark erhöhen. Unsere Kunden hoffen auf einen entsprechenden Rückgang dieses Preisniveaus für 2022.
Wie schätzt Du die Entwicklungen der Rohstoffkosten für 2022 ein?

Robert: Grundsätzlich bereiten wir unsere Lieferketten auf eine weiterhin starke Nachfrage vor. Um hier bestmögliche Versorgungssicherheit zu gewährleisten, ist deshalb eine guten Mengenvorschau unserer Kunden unerlässlich.
Der Ölpreis hat mittlerweile die $80-Marke deutlich überschritten, in Kombination mit einer hohen Nachfrage und angespannter Versorgungslage führt dies aktuell zu einem Anstieg des PVC-Preises im 16ten Monat in Folge. Unsere Lieferanten erwarten einen weiteren Anstieg der Preise im Jahr 2022.
Trotz ergriffener Maßnahmen wie die Inbetriebnahme einer eigenen Photovoltaikanlage treffen uns die extrem steigenden Strom- und Gaspreise deutlich. Der Strompreis an der Terminbörse hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht, Gas hat sich vervierfacht. Allein die Erhöhung dieser direkten Energiekosten haben Auswirkungen in Höhe eines 7-stelligen Betrags gegenüber diesem Jahr. Ganz zu schweigen von indirekten Erhöhungen wie temporäre Energiezuschläge von Lieferanten energieintensiver Rohstoffe, wie beispielsweise bis zu 150€ pro Tonne bei PVC.
Eine Warengruppe, die von Erhöhungen bislang größtenteils verschont blieb, sind Schwerentflammbarkeitsadditive. Aufgrund von Vorproduktpreiserhöhungen begründet durch mangelnde Verfügbarkeiten ex Asien, haben sich die Preise in kurzer Zeit gegenüber Q1 2021 verdoppelt. Auch hier ist keine Entspannung für 2022 zu erwarten.

 

Die Lieferketten für Hersteller technischer Textilien sind weiter stark unter Druck, bei Heytex aber stabil. Für das kommende Jahr gehen wir von weiter steigenden Rohstoffpreisen aus und werden in den nächsten Wochen mit unseren Kunden über diese Herausforderung sprechen.

 

Supply Chain update

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