Interview mit dem Heytex-Management zur aktuellen Marktsitutation. Juni 2021

WIR RECHNEN WEITERHIN MIT LEICHT STEIGENDEN PREISEN IN ALLEN SEKTOREN.

Fabian Kampsen und Robert Lerch vertreten die Geschäftsführung der Heytex Group. Fabian ist ein „home grown“ Heytex Manager und seit 2020 in der Position des Commercial Director. Robert kam vor ca. 5 Jahren als Procurement Director zu Heytex und kann auf Erfahrungen aus diversen internationalen Einsätzen in unterschiedlichen Industrien zurückblicken.  Beide setzten sich mit Blick auf die aktuelle Marktsituation seit Marz 2021 regelmäßig zusammen, um die aktuellen Entwicklungen zu reflektieren.

FabianRobert, seit unserem letzten Interview sind einige Monate vergangen, insofern bin ich neugierig – wie war die Lage an den Rohstoffmärkten in der jüngeren Vergangenheit?

Robert: Es bleibt spannend! Sicherlich hat sich die Liefersituation an den chemischen Rohstoffmärkten
speziell für PVC und Weichmacher teilweise entspannt. Das Niedrigwasser im Rhein ist überstanden, die Nachfrage ist geringer, der Ausstoß nach Beendigung geplanter Abstellungen für Wartung und Revision ist wieder gestiegen, also beste Voraussetzungen für sinkende Preise.

Fabian: Das hört sich ja gut an und wird sicherlich unsere Kunden freuen!

Robert: Halt, halt! Da gibt es leidereinige weitere Einflussfaktoren, die sich gegenläufig entwickelt haben. Die galoppierenden Energiekosten treffen alle Produzenten mit unveränderter Härte, steigende Lohnkosten werden eingepreist und bei der Beschaffung von Grundrohstoffen spielt der ungünstige Währungskurs € zum $ eine große Rolle. Wir erwarten also eine Entspannung auf dem Chemiesektor, jedoch bei weitem nicht in dem Maße, wie es die reinen Vorproduktanalysen (Ethylen, Naphta, etc.) vermuten lassen

Fabian: Wie sieht das für die textilen Träger aus?

Robert: Auch hier hatten wir im letzten Quartal ein Allzeithoch zu verkraften. Eine mengenregulierte
Produktion in China mit staatlich gesteuerten Energieallokationen hat die Preise nach oben getrieben.
Jedoch spielen ein Überangebot  und die teilweise wieder fallenden Frachtpreise aus Asien hierbei eine
gegenläufige Rolle in 2023.

Fabian: Die größte Herausforderung neben den bereits geschilderten Faktoren ist zurzeit demnach die
Situation an den Energiemärkten. Wie begegnen wir dieser vermutlich langfristigen Herausforderung?

Robert: Wir haben natürlich sofort reagiert und unter anderem interne Energiesparmaßnahmen angestoßen, die auch umgehend umgesetzt wurden. Das ist aber nur ein (geringer) Einflussfaktor. Darüber hinaus werden wir zeitnah unsere bereits bestehende Photovoltaik erweitern, um uns unabhängiger zu machen. Wir haben dazu unsere Zukaufsmethodik von Gas und Strom geändert
um schneller auf geänderte Marktsituationen reagieren zu können.

Fabian: Aktuell befinden sich viele unserer Kunden im Budgetprozess  für 2023.
Neben generellen Unsicherheit in der Marktnachfrage, ist es vor allem  der Ausblick auf die Rohstoffkosten,  der unsere Kunden umtreibt. Wie sind hier Deine Erwartungen?

Robert: Es liegt in der Natur der Sache, dass Budgetplanungen viel Weitsicht und Berücksichtigung von
ungewissen Einflussfaktoren bedürfen. Das macht 2023 nicht gerade einfach. Nach vielen Gesprächen
mit unseren Zulieferern aus allen Sektoren (Energie, Textil, Chemie), rechnen wir mit weiterhin leicht bis maximal moderat steigenden Preisen im ersten Halbjahr, danach wird sich vermutlich eine leichte Entspannung abzeichnen.

Global Supply Chain Situation Oct 2022

Global Supply Chain Situation Oct 2022

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